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Warum hat mir der Arzt nicht gesagt was ein Abbruch wirklich ist Wie beginnt man über etwas zu schreiben was man 20 Jahre verdrängt hat?
Das Schicksal hat mich auf diese Seite gebracht und auch wenn es mir schwer fällt über die Vergangenheit zu schreiben, ich will es versuchen damit andere Frauen ihrem Kind eine Chance geben.
Damals es war das Jahr 84 und ich gerade 14 Jahre alt. Ich hatte damals einen Freund, er war 18 Jahre alt und wir waren schon 1,5 Jahre zusammen. Es war für mich das erste mal und wir verhüteten mit Kondom. Es ist aber gerissen und ich wurde schwanger. Als ich es bemerkte war ich bereits in der 6.Woche.Ich war völlig geschockt, erst 14 Jahre alt, einen südländischen Vater und ich ging ja noch zur Schule. Der arzt der die Schwangerschaft feststellte wollte sofort einen Termin zum Abbruch machen, ich wußte überhaupt nicht wie mir geschah, weil ich mußte das ja alles selbst erst realisieren. Der arzt erklärte mir dass es noch kein Leben sei, es wäre praktisch ein Fleischklumpen und es hätte auch noch kein Herz. Er setzte mich sehr unter Druck, sagte wenn ich das machen lasse dann gefälligst bei ihm. Ich rannte raus und war völlig verzweifelt. Mein Freund sagte auch...das Kind muß weg, meinen Eltern konnte ich es nicht sagen und so ging ich zu Pro-Familia.
Ich machte dann unter all diesem Druck einen Termin in einer Abtreibungsklinik. Die einzigste Klinik in Deutschland die das ohne Einwilligung der Eltern machte. Inzwischen war ich in der 12.Woche und ich konnte nicht länger warten. Man erklärte mir dass es ein harmloser Eingriff sei und es nicht weh tat. Als ich dran kam ging es mir sehr schlecht, ich spürte dass es nicht richtig war, aber ich konnte nicht mehr zurück.
Der eingriff war heftig, man riss mir mein Kind aus dem Leib, mein bauch zog sich bei jedem saugen zusammen, es war der Horror und ich wollte nur das es aufhört. Als es vorbei war, drückte man mir einen Keks und einen tue in die Hand und ließ mich alleine mit anderen Frauen die es auch hinter sich hatten. Ich war nur am weinen, ich fühlte mich so leer, es fehlte ein Teil von mir. Eine Studentin die auch abgetrieben hatte tröstete mich und wäre sie nicht gewesen ich glaub ich wäre unter das nächste Auto gelaufen.
Als ich zurück kam fragte mein Freund nur...und ist es weg. Ich beendete die Beziehung, ich wollte ihn nie wieder sehen weil er mich und unser kind im Stich gelassen hatte. Ich bin auch heute nicht darüber weg dass ich mein Kind getötet habe. Hätte es damals diese Seite schon gegeben und hätte ich gewußt was da wirklich passiert ist, ich hätte niemals mein Kind getötet.
Heute habe ich 3 Kinder und ich liebe sie über alles aber eines wird immer fehlen. Bei der letzten Schwangerschaft (ein Nachzügler)waren die Ultraschallgeräte schon so gut entwickelt, dass ich schon in der 6.Woche das Herzchen pochen sah. Mein Baby flitzte hin und her, damals konnte ich nichts erkennen sonst hätte ich bemerkt dass der arzt nicht die Wahrheit sagt.
Heute frag ich mich, warum hat mir der Arzt nicht gesagt was ein Abbruch wirklich ist und das mein Kind schon lebt, das es schon ein Herz, einen Kopf, Hände, Füße, Arme und Beine hatte. Warum sagte mir keiner das mein Kind schmerzen hat bei dem Eingriff, dass es zerstückelt wird???
Heute nach 20 Jahren habe ich es geschafft das niederzuschreiben was ich all die Jahre verdrängt habe.
Ich muß nun mit der Schuld leben meinem Kind das angetan zu haben
Miriam